Pflicht als Chance nutzen

Nächstes Jahr bringt eine neue EU-Richtlinie einheitlichere Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Wie können Unternehmen diese nutzen, um ihre ESG-Position zu stärken? Dennis Reppnack gibt einen Einblick.
Pflicht als Chance nutzen
Dennis Reppnack über Möglichkeiten, mit den neuen, nun verpflichtenden Nachhaltigkeitsberichten Vertrauen etwa gegenüber Stakeholdern aufzubauen.

WIEN, 15.12.2024 – Eine neue EU-Richtlinie, die kommendes Jahr in Kraft tritt, setzt umfangreichere und einheitlichere Standards hinsichtlich der Nachhaltigkeitsberichterstattung für Unternehmen fest. Doch wie weit können Unternehmen diese Berichtspflicht auch nutzen, um das eigene Unternehmen zum Thema ESG klarer zu positionieren? Dazu bat medianet Dennis Reppnack, Partner und Director Corporate Publishing bei Purtscher Relations, um einige Insights.

 

medianet: Herr Reppnack, ab 2024 kommen strengere Reportingstandards für Unternehmen bei Umwelt, Unternehmensführung und Arbeitsbedingungen. Die meisten Unternehmen werden diese Berichte vermutlich außer Haus beauftragen. Wie bereitet man sich als Agentur, die sich neben klassischer PR auch auf Corporate Publishing spezialisiert hat, darauf vor?

 

Dennis Reppnack: Als Agentur bringen wir nicht nur langjährige Expertise in der Erstellung von Drucksorten mit, sondern arbeiten aktuell auch daran, unsere eigene Nachhaltigkeitsstrategie weiterzuentwickeln und umzusetzen. Einen Meilenstein haben wir dabei schon erreicht: Seit dem Jahr 2022 sind wir klimaneutral.

 

Meines Erachtens können wir als Agentur nur dann gut beraten und umsetzen, wenn wir selbst mit gutem Beispiel vorangehen und ein solides Fachwissen für Nachhaltigkeit mitbringen. Die Thematik ist ja durchaus komplex und bietet einige Fallstricke, die im Shitstorm – oder einer Greenwashing-Klage enden können.

 

medianet: Damit so ein Report nicht nur für die Schublade produziert wird – welche Chancen sehen Sie hier, sich etwa durch so einen Bericht auch nach außen besser zu positionieren?

 

Reppnack: Es ist ein Irrglaube, dass diese Berichte für die Schublade sind. Das Interesse der Menschen an Nachhaltigkeit bzw. nachhaltigen Dienstleistungen und Produkten steigt kontinuierlich. Es ist also kein Fehler, sich – unabhängig von der Gesetzgebung – mit der eigenen Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen.

 

Unternehmen brauchen belastbare Zahlen für die Reportings. Sie können diese nutzen, um für Vertrauen und Transparenz gegenüber ihren Stakeholdern, wie z.B. Kundinnen und Kunden oder Investoren, zu sorgen. Ein Ziel der CSRD ist es, Kapitalströme immer mehr hin zu nachhaltig agierenden Unternehmen zu lenken. Auch für die Positionierung als interessanter Arbeitgeber ist der Faktor Nachhaltigkeit, vor allem für junge Fachkräfte, oft von entscheidender Bedeutung. Man sollte hier also nicht nur das Pflichtprogramm abhandeln, sondern die eigenen Erfolge ehrlich und offensiv kommunizieren.

 

medianet: Frage zum Schluss – das eine ist immer die gesetzliche Vorgabe, was alles so ein Report beinhalten soll. Aus Ihrer Sicht: Was macht so einen Bericht auch zu einer optimalen Kommunikationsmaßnahme für ein Unternehmen?

 

Reppnack: Eine optimale Kommunikationsmaßnahme ist natürlich immer jene, die bei der Zielgruppe ankommt und nachhaltig in Erinnerung bleibt. Je nach Adressatenkreis muss man sich das individuell anschauen und eine passgenaue Lösung finden. Ein Nachhaltigkeitsbericht für ein börsennotiertes Finanzdienstleistungsunternehmen wird ganz anders aussehen als für eine mittelständisch produzierende Firma.

 

Idealerweise ordnet der Bericht die „trockenen Zahlen” ein, macht sie greifbar und erzählt vor allem von den Bemühungen der Mitarbeiter, die dahinter stecken. Wer diese Geschichten einmal recherchiert hat, kann sie für seine Nachhaltigkeitskommunikation 360°, also auf allen Kanälen, on- wie offline, nutzen und sich so noch breitenwirksamer positionieren.

 

( ©Medianet, 15.12.2024)